AGO-Empfehlungen für frühen Brustkrebs wurden überarbeitet
Die optimale Behandlung von Brustkrebs erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Jedes Jahr gibt das interdisziplinäre Brustkomitee der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) aktuelle Empfehlungen zum Stand der Technik hinsichtlich Prävention, Diagnose und Behandlung von Brustkrebs heraus. Park-Simon et al. präsentieren nun die Aktualisierung 2025 der evidenzbasierten Empfehlungen zur Diagnose und Behandlung von Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium.
Zunächst gehen die Wissenschaftler auf das Risiko von frühem Brustkrebs (eBC) bei Transgender-Personen ein. Insgesamt haben FtM-Personen („Female to Male“) und MtF-Personen („Male to Female“) ein höheres eBC-Risiko als cisgeschlechtliche Männer, im Vergleich zu cisgeschlechtlichen Frauen ist ihr Risiko jedoch geringer. Auch Transgender-Personen sollten regelmäßige Brustuntersuchungen und Bildgebungsverfahren durchführen lassen.
Brustkrebspatientinnen als auch familiär vorbelastete Frauen sollten eine genetische Keimbahnuntersuchung durchführen lassen. Die Analyse pathogener Varianten in den Hochrisikogenen BRCA1 und BRCA2 steht im Vordergrund der therapeutischen Keimbahnuntersuchung bei Her2-negativen Brustkrebspatientinnen. Sowohl ein intensives Überwachungs-/Nachsorgeprogramm als auch eine risikomindernde Mastektomie können eine individuelle Präventionsstrategie darstellen, sollten jedoch nicht ohne das Vorliegen klar definierter genetischer Risikofaktoren angeboten werden.
Hinsichtlich der Früherkennung empfehlen die Experten asymptomatischen Frauen im Alter von 50 bis 75 Jahren dringend eine Mammographie-Untersuchung. Bei Patientinnen mit verdächtigen Befunden oder Brustsymptomen sollten eine klinische Untersuchung, eine Vollfeld-Digitalmammographie, eine digitale Brusttomosynthese oder kontrastverstärkte Mammographie, Ultraschall und minimalinvasive Biopsien durchgeführt werden.
In der Pathologie ist die Abklärung der endokrinen Reaktionsfähigkeit im Sinne von Östrogen- und Progesteronrezeptoren als auch einer endokrinen Resistenz von entscheidender Bedeutung. Hinsichtlich prognostischer und prädiktiver Faktoren empfehlen die Forscher eine Bestimmung präoperativer dynamischer Ki67%-Werte nach einer kurzfristigen endokrinen Induktionstherapie als Surrogatmarker für die endokrine Reaktionsfähigkeit. In Flüssigbiopsien werden zirkulierende Tumorzellen (CTCs) und zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) als Marker verwendet.
Eine Operation ist ein obligatorischer Bestandteil des multidisziplinären Therapieansatzes bei eBC. Behandlungsentscheidungen sollten nach einer sorgfältigen Beurteilung der Brust und Lymphknoten getroffen werden. Bei nicht tastbarem Brustkrebs empfehlen die Experten dringend eine Drahtmarkierung und/oder intraoperative Ultraschalluntersuchung. Nach einer brusterhaltenden Operation gilt die Bestrahlung der gesamten Brust mit moderater Hypofraktionierung (15 Fraktionen) als Standardbehandlung.
Patientinnen, die sowohl eine Chemotherapie als auch eine endokrine Therapie benötigen, müssen von denen, die allein mit einer endokrinen Therapie ausreichend behandelt werden können, unterschieden werden. Jeweils hormonrezeptorpositiver (HR+), humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 -negativer oder positiver als auch Triple-negativer Brustkrebs (TNBC) werden optimalerweise individuell medikamentös eingestellt.
Nachsorgeuntersuchungen bei asymptomatischen Patientinnen sollten keine Tumormarkermessungen und bildgebenden Verfahren jeglicher Art umfassen. Ein weiterer wichtiger Faktor in der Nachsorge ist die Verbesserung der Lebensqualität und die Diagnose behandlungsbedingter Nebenwirkungen. Außerdem soll die Gesundheitskompetenz der Patientinnen durch Kommunikation gestärkt werden.
Fazit:
Die aktualisierten AGO-Empfehlungen 2025 für die Diagnostik und Therapie des frühen Brustkrebses betonen eine individualisierte, evidenzbasierte Behandlung. Die hier vorgestellten Empfehlungen des AGO-Brustkomitees spiegeln die rasante Entwicklung der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten für das frühe Mammakarzinom in den letzten Monaten und Jahren wider.
Quelle:
Autor Studienreferat: Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen