Seit 23 Jahren erstellt und aktualisiert das Brustkomitee der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) evidenzbasierte Empfehlungen für die Diagnose und Behandlung von Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium und metastasiertem Brustkrebs. Diese Aktualisierung erfolgt durch Prüfung und Bewertung aktueller Publikationen auf ihre wissenschaftliche Validität und klinische Relevanz. Thill et al. präsentieren die Aktualisierungen 2025.

Hinsichtlich prognostischer und prädiktiver Faktoren erläutern die Wissenschaftler, dass Flüssigbiopsien zur Erkennung zirkulierender Tumorzellen (CTCs) und zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) an Bedeutung gewinnen. CTCs bringen vor allem Hinweise für die Prognose und eine frühe Therapieantwort bei metastasiertem Brustkrebs (mBC). ctDNA ist in frühen und metastasierten Stadien ein wichtiger Prognosemarker, sollte aber aktuell noch nicht für Therapieentscheidungen genutzt werden.

Bei fortgeschrittenem oder metastasiertem, hormonrezeptorpositivem (HR+) und humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (HER2)-niedrigem bzw. -negativem Brustkrebs (HER2-) erklären die Wissenschaftler eine endokrinbasierte Therapie als bevorzugte Erstwahl. Grundlage der Therapieentscheidung sind bestenfalls frische Biopsien, um die Hormonempfindlichkeit der Tumoren zu bestätigen. Standard in der Erstlinie ist die Kombination aus endokriner Therapie und CDK4/6-Inhibitor, prämenopausale Patientinnen benötigen außerdem eine Ovarialsuppression. Der weitere Therapieverlauf ist bisher noch nicht gut definiert, je nach Nachweis von medikamentös behandelbaren Mutationen oder Veränderungen sind verschiedene Optionen möglich.

Bei mBC basiert die Wahl der medikamentösen Behandlung auf dem Östrogenrezeptor- und Progesteronrezeptor-Status, dem HER2-Status, dem Programmed Death Ligand 1 (PD-L1)-Status und der Ausprägung verschiedener Keimbahn- und somatischen Genmutationen bzw. -veränderungen (z.B. gBRCA/sBRCA-, gPALB2-, PIK3CA-, PTEN-, AKT-, ESR1- und NTRK-Mutationen). Hier sollte eine Next-Generation-Sequenzierung angestrebt werden.

Bisphosphonate und der humane monoklonale Antikörper Denosumab sind wichtige Wirkstoffe zur Behandlung von skelettbezogenen Ereignissen (SREs), Hyperkalzämie und Schmerzen bei mBC. Eine Strahlentherapie bei Knochenmetastasen ist bei einem Frakturrisiko, eingeschränkter Mobilität, Schmerzen, neurologischen Beschwerden und nach einer chirurgischen Behandlung angezeigt. Chirurgische Eingriffe empfehlen die Experten für bestimmte Fälle wie Wirbelsäuleninstabilität, Frakturen oder oligometastatische Erkrankungen.

Hirnmetastasen (BM) und die optimale Abfolge lokaler und systemischer Behandlungen stellen nach wie vor eine Herausforderung in der Brustkrebsbehandlung dar. Die lokale Therapie kann in Form einer chirurgischen Resektion mit postoperativer Bestrahlung, stereotaktischer Strahlentherapie oder Ganzhirnbestrahlung erfolgen. Unabhängig von der Anzahl der BM empfehlen die Forscher eine zusätzliche systemische Behandlung.

Die lokale Behandlung von Metastasen sollte ebenfalls im Zusammenhang mit den verfügbaren systemischen Therapien betrachtet werden. Die Entfernung des Primärtumors bei Brustkrebs im Stadium IV wird nicht empfohlen, da selbst bei Patientinnen mit ausschließlich Knochenbefall keine Verbesserung der Überlebensrate zu erwarten ist. Dennoch kann eine Operation, auch bei Weichteil- und Hautmetastasen, zur lokalen Kontrolle der Erkrankung und damit zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Interdisziplinäres Management und Patientencoaching bleiben ein wichtiges Thema. Die späte „palliative“ Phase muss differenziert betrachtet werden, da der Schwerpunkt auf der Sterbebegleitung liegt. Die frühzeitige Einleitung einer palliativen Behandlung parallel zur aktiven Therapie ist wichtig, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

 

Fazit:

Die AGO-Empfehlungen 2025 für mBC unterstreichen die Bedeutung einer individuellen Behandlung. Neben etablierten Verfahren rücken neue zielgerichtete Therapien und moderne Antikörper-Wirkstoff-Konjugate stärker in den Vordergrund. Parallel wird die frühzeitige Einbindung von unterstützenden und palliativen Maßnahmen betont.

Quelle:

Autor Studienreferat: Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen