PD-L1-Expression beim Mammakarzinom: Primärtumor und Metastasen im Vergleich

Beim Mammakarzinom stellt PD-L1 (engl. Programmed cell Death Ligand 1) einen Prognosemarker für die Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) dar. Unklar ist allerdings, wie sich die immunhistochemisch gemessene PD-L1-Expression im Zuge einer Tumorprogression verändert und inwiefern sie dabei mit pathologischen und molekulargenetischen Tumoreigenschaften korreliert. Eine Untersuchung aus den USA schließt nun diese Wissenslücken.

Das Studienkollektiv umfasste 33 Patientinnen mit einem invasiven Mammakarzinom. Keine der Patientinnen hatte eine Anti-PD1/PD-L1-Therapie absolviert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führten sowohl an prätherapeutisch gewonnenen Proben der Primärtumoren als auch an Proben von Fernmetastasen dieser Tumoren eine immunhistochemische Analyse der PD-L1-Expression durch. Von 9 Frauen, die eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten hatten, analysierten sie zusätzlich im Anschluss an diese Behandlung gewonnene Tumorproben. Die PD-L1-Expression quantifizierten die Forschenden sowohl an den den Tumor infiltrierenden Immunzellen als auch an den invasiven Tumorzellen sowie in Form eines kombinierten Positiv-Scores. PD-L1-Positivität lag in den ersten beiden Fällen bei einem Positivanteil von ≥ 1% und bei einem Positiv-Score ≥ 1 vor. Zusätzlich unterzogen die Forschenden 22 Gewebeproben von 11 Patientinnen einer molekulargenetischen Analyse mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH).

Ergebnisse

Die Mammakarzinompatientinnen waren zwischen 29 und 78 Jahren alt. 23 Tumoren waren östrogen- und/oder progesteronrezeptorpositiv, 7 waren triple-negativ und 3 waren HER2-positiv (unabhängig vom Rezeptorstatus). Die Analyse der prätherapeutisch gewonnenen Proben der Primärtumoren ergab: Die PD-L1-Expression der tumorinfiltrierenden Immunzellen, der invasiven Tumorzellen und der kombinierte Positiv-Score korrelierten positiv mit dem Ausmaß der lymphozytären Tumorstromainfiltration, dem histologischen Grad 3 sowie der triple-negativen Konstellation. Bei den Metastasen korrelierte dagegen lediglich die lymphozytäre Tumorstromainfiltration mit der PD-L1-Expression der den Tumor infiltrierenden Immunzellen. Der Vergleich der Primärtumor-Metastasen-Paare ergab: Die Primärtumoren wiesen eine signifikant stärkere PD-L1-Expression im Sinne der tumorinfiltrierenden Immunzellen sowie des kombinierten Positiv-Scores auf. Eine Konversion des kombinierten Positiv-Scores von negativ zu positiv beobachteten die Forschenden bei Lungen-, Leber- und Pleurametastasierungen. In den nach der neoadjuvanten Chemotherapie gewonnenen Tumorproben stellte die Arbeitsgruppe im Vergleich zu den prätherapeutisch gewonnenen Proben eine tendenziell schwächere PD-L1-Expression fest. Der Vergleich der molekulargenetischen Gewebeanalysen und der PD-L1-Expression ergab keine Hinweise auf ein spezifisches Mutations- bzw. PD-L1-Expressionsmuster im Verlauf des Tumorprogresses vom Primarius über die Post-Chemotherapie-Phase zur Metastasierung.

 

Fazit:

Im Zuge der Mammakarzinomprogression nimmt die PD-L1-Expression prinzipiell ab, so die Forschenden. Allerdings tritt bei einigen Metastasenlokalisationen eine Konversion von einer negativen zu einer positiven Konstellation auf. Bei PD-L1-negativem Primärtumor sollte daher bei einer Metastasierung erneut die PD-L1-Expression bestimmt werden. Weitere Untersuchungen müssen nun die molekulare Regulation der PD-L1-Expression beleuchten und andere prädiktive Faktoren bei ICI-Therapie identifizieren.

Quelle:

Lorenz J. PD-L1-Expression beim Mammakarzinom: Primärtumor und Metastasen im Vergleich. Frauenheilkunde up2date 2024; 18(06): 470 – 470. doi:10.1055/a-2446-7441

Publikationsdatum: 11. Dezember 2024 (online)

Autor Studienreferat: Dr. med. Judith Lorenz, Künzell