Tumorinfiltrierende Lymphozyten sagen unabhängig die Prognose triple-negativer Mammakarzinome voraus
Patientinnen mit triple-negativen Mammakarzinomen haben auch in frühen Stadien ein hohes Rezidiv- und Metastasierungsrisiko. Adjuvante und neoadjuvante Chemotherapien reduzieren die Wahrscheinlichkeit. Ein hoher Anteil tumorinfiltrierender Lymphozyten (TIL) bestätigte sich als günstiger Biomarker bei chemotherapeutisch behandelten Frauen. Die retrospektive Metaanalyse belegt nun einen unabhängigen prognostischen Wert der TIL bei Patientinnen, die ausschließlich lokoregionär behandelt wurden.
In die Analyse von Leon-Ferre et al. flossen Daten von insgesamt 1966 Frauen mit einem triple-negativen Mammakarzinom (TNBC) im Stadium I–III ein. Die Operationen und ggf. Bestrahlungen erfolgten von 1979 bis 2021 an 13 Zentren weltweit. Für die Bestimmung der prozentualen TIL im Stromaanteil der Karzinome lagen Hämatoxylin-Eosin-gefärbte Schnitte vor. Endpunkte waren das Überleben ohne invasives Karzinom (iDFS), das rückfallfreie Überleben (RFS), das Überleben ohne Fernmetastasen (DDFS), das Überleben ohne Fernrezidiv (DRFS) und das Gesamtüberleben (OS).
Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose betrug das gemittelte Lebensalter 56 Jahre. 41% der Frauen waren jünger als 50 Jahre. Die Karzinome waren überwiegend klein (T1 60% und T2 36%). 87% waren nodal negativ und in 55% der Fälle lag ein TNM-Stadium I vor. 65% der Patientinnen mit TNBC im Stadium I hatten T1cN0-Tumoren. Brusterhaltende Operationen mit anschließenden Bestrahlungen erfolgten bei 60%.
Der TIL-Level betrug median 15%. 43% der Schnitte wiesen einen Anteil von ≥30% auf. 21% zeigten TIL ≥50%. Höhere TIL waren mit einem jüngeren Lebensalter, stärkerer Entdifferenzierung und höheren Tumorgraden assoziiert. Ein Zusammenhang mit der Tumorgröße und dem Lymphknotenstatus bestand nicht.
Die Beobachtungszeit betrug median 18 Jahre. Die Assoziation von TIL und den Endpunkten erfolgte unter Berücksichtigung von Lebensalter, Tumorgröße, Differenzierungsgrad und postoperativer Radiatio. Pro 10% höhere TIL kamen spätere Ereignisse erheblich seltener vor (iDFS-Ereignisse –8%, RFS-Ereignisse –10%, DDFS-Ereignisse –13%, DRFS-Ereignisse –13% und Mortalität –12%). Verglichen mit TIL <30% waren die Verläufe von Patientinnen mit TNBC im Stadium I und ≥50% TIL signifikant günstiger:
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5-Jahres-DRFS 94% und 78%,
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5-Jahres-OS 95% und 82%.
Die Implementierung der TIL in ein klinisch-pathologisches Vorhersagemodell verbesserte die diagnostische Güte für das iDFS, RFS, DRFS und OS.
Fazit:
Frauen mit einem TNBC im frühen Stadium und ohne adjuvante/neoadjuvante Chemotherapie hatten eine günstigere Prognose, wenn höhere TIL nachweisbar waren. Die International Immuno-Oncology Working Group spricht sich für die Standardisierung des TIL-Assessments, ein weltweites Training von Pathologen und die Überprüfungen der Validität, Reproduzierbarkeit und Konkordanz aus. Die TIL-Messung habe im klinischen Alltag große Vorteile: einfache visuelle Auswertung, geringer Zeitaufwand und niedrige Kosten. Dies sei insbesondere für Regionen mit begrenzten Ressourcen relevant.
Quelle:
Krome S. Tumorinfiltrierende Lymphozyten sagen unabhängig die Prognose triple-negativer Mammakarzinome voraus. Frauenheilkunde up2date 2024; 18(05): 374 – 375. doi:10.1055/a-2390-9984
Publikationsdatum: 9. Oktober 2024 (online)
Autor Studienreferat: Dr. med. Susanne Krome, Melle